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Am Rio de la Plata / In den Cordilleren

geschrieben von Sabine 
Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
08. Mai 2006 07:14
So, nachdem Helmut dann auch bekundet hat, daß er mit dem Verlorenen durch ist fange ich schon mal mit der neuen Runde an (das bißchen Sekundärliteratur geht doch auch nebenbei, oder?? winking smiley)

Ich wünsche allerseits viel Spaß bei der Lektüre.
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
08. Mai 2006 08:27
Außer ?El Sendador? (= Rio / Cordilleren), Vermächtnis des Inka und der kleinen Geschichte ?Christ ist erstanden!? (= ?Auferstehung? in Band 48) spielen keine Erzählungen Karl Mays in Südamerika, wenn ich jetzt nichts vergessen habe. Schade eigentlich, auch diese Farbe steht ihm gut.

Charly in den Städten, das les? ich gern, und so gefällt mir dieser Romananfang, wie z.B. auch der von der ?Mahdi?- oder der ?Satan?- Trilogie.

Er ist frisch im Lande angekommen und liest wie ein Tourist in einem Buch über Uruguay, da dürfte auch eine Spur Selbstironie mitschwingen. Aus solcher Ecke kommt sicher auch, dass er kurz darauf in einem ?Empfehlungsschreiben? über sich selbst wörtlich zu lesen kriegt, er sei ?stockdumm? und ?von einer geradezu albernen Anspruchslosigkeit?, was mich irgendwie entfernt an ein sympathisches Bärentier aus dem Kino erinnert.

Aber solcherlei einsichtige Anflüge seitens Karl May werden auch schnell wieder wegkompensiert, sein Orgelspiel (?Die Orgel ist mein Lieblingsinstrument?) reicht nicht nur für Hohenstein-Ernstthal, nein, die Kathedrale von Montevideo ist aus dem Häuschen, sozusagen, wenn der große Meister die Register zieht. Wie heißt es doch so schön, wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch schön erfunden.
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
09. Mai 2006 06:57
Guten Morgen an die Runde!

Ich habe schon mal langsam angefangen zu lesen, die Orgel-Episode habe ich hinter mir.

Also für meinen Geschmack war das ja schon sehr dick aufgetragen, überhaupt kann ich mich mit Karle in der Stadt irgendwie nicht so recht anfreunden. Der kriegt da immer so eine kleine Spur Überheblichkeit, da lobe ich mir unseren Old Shatterhand bzw. Kara Ben Nemsi doch lieber in freier Wildbahn.
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
09. Mai 2006 19:10
Warum soll das denn in freier Wildbahn anders sein mit der "kleinen Spur" Überheblichkeit ? Ich seh' da keinen Unterschied. Ich glaub', der kann gar nicht anders.
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
09. Mai 2006 19:27
In der Wildbahn ist auch nur nicht überheblich,w enn er alleine ist. Sobald er jemanden dabei hat, wird der andere unaufhörlich belehrt.

In der Stadt mag ich ihn jedenalls auch ganz gern. Liegt aber vielleicht einfach daran, dass er dort selten er ist.

ta
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
09. Mai 2006 20:29
Quote

dass er dort selten er ist

Ist das jetzt im Sinne von "daß er dort selten ist" gemeint und damit durchaus originell

oder wörtwörtlich,

nur, wer ist er dann ?

(Das erinnert mich jetzt heftig an Jupp Schmitz, Gott hab' ihn selig, "Was war er dann ?!" und "Der war Trompeter bei der Feuerwehr", aber das kennt nun vermutlich wirklich niemand. Schade eigentlich.)

winking smiley
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
10. Mai 2006 07:22
Such Dir eine Deutungsebene raus. Mit Dir lernt man ja jedes "Ja" in fünf verschiedenen Ebenen zu analysieren. tongue sticking out smiley

Ich muss erstmal ein Stück lesen, bevor ich hier richtig mitmische.

ta



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.05.06 07:22.
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
10. Mai 2006 08:12
Quote

Ich muss erstmal ein Stück lesen

Für den Anfang empfehle ich z.B. "Die Jungfrau von Orleans".

Oder Wanda (von Gerhart Hauptmann)

grinning smiley
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
10. Mai 2006 11:03
<<Liegt aber vielleicht einfach daran, dass er dort selten er ist<<

Variante 57: Man lasse das Leerzeichen zwischen selten und er weg....
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
10. Mai 2006 19:47
Janz jenau! So seh´ ick datt oooch.

andrea
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 15:12
Nachdem ich jetzt auch (endlich) mittendrin bin (im ersten Kapitel "Der Yerbatero") möchte ich auch mal was von mir geben.
Das mit dem Buch über Uruquay ist ihm wohl öfters passiert, dass als er sich auf seine "Reisen" vorbereitet hat, viel solcher Literatur gelesen hat, von solchem auch als Fremdem sofort erkennbaren unsinnigem Inhalt.
Die Verwechslungsgeschichte finde ich auch sehr amüsant. Das klingt so, als ob er (der ja so viele Identitäten hatte) uns (den Lesern) sagen will: seht Ihr, dass sind doch immer nur die anderen, die mich dauernd verwechseln, ich kann da nichts dafür.

Helmut
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 15:20
Beinahe hätte ich es vergessen, das Vorwort ist hier wieder ganz ausgezeichnet. Kein Wunder, denn es ist auch, wie bei vielen der Hausschatz-Reprints von Claus Roxin. Ich finde, er schafft es (als einer der wenigen) genau die richtige Mischung zwischen den rein sachlichen ("erbsenzählerischen") Punkten (wann und wo erschienen, was ist für die Übernahme ins Buch geändert worden und warum) und dem inhaltlich Interpretatorischen zu finden.

Helmut
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 15:52
Anläßlich eines muttertäglichen Mittagessens in einem für meinen Geschmack etwas zu gutbürgerlich geratenen Lokal fiel mir heute wieder die sehr schöne Szene der Abendgesellschaft aus dem "Rio"-Band ein:

Im Salon war eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft von Damen und Herren versammelt.
[?]
Für einen oberflächlichen Beobachter konnte es leicht sein, die Gesellschaft eine glänzende zu nennen; leider aber besaß ich scharfe Augen. Mir fiel der viele Puder auf, das stumpfe Schwarz der Augenbrauen und Stirnlöckchen, welches auf die Anwendung gewisser Färbemittel schließen ließ. Ich sah die zierlichsten Füßchen mit Schuhen Nummer Null; aber an diesen Schuhen war irgend eine Naht geplatzt oder die Sohle klaffte los. Zarte Damenhände mit schwarzgeränderten Fingernägeln, rauschende Seide mit Brüchen und die Säume ausgefranst, falsche Steine in kunstvoller Fassung - und wie die Kleidung, der Putz, so war auch alles andere darauf berechnet, das Auge, das Ohr, die Sinne zu bestechen; Echtheit aber fand ich nicht.

So war es auch bei der Tafel. Mein Messer hatte einen Griff von Elfenbein, die Gabel einen von papierdünnem Silber, mit Kolophonium ausgefüllt; der Löffel war zerbrochen gewesen und zusammengelötet worden. Die Früchte erschienen in kostbar gewesenen Vasen, an denen Stücke fehlten. So war das ganze Geschirr beschaffen [...]

Ich sehnte mich, allein in einer Ecke zu sitzen und zuzuschauen. Leider aber kam ich nicht dazu. Man gab mich nicht frei. [?] Es wurde mir zu Mute wie einem alten Uhu, welcher, an seinen Sitz gefesselt, von einer Schar Krähen und Elstern umschwärmt wird, deren er sich nicht erwehren kann. [...]


May hält sich hier noch sehr an Äußerlichkeiten auf, ist doch z.B. eigentlich egal, ob da eine Naht am Schuh geplatzt ist usw. Zeitgenössischere Autoren würden vielleicht mehr auf Dinge wie Augen, Blicke, Haltungen etc. Bezug nehmen, oder auch auf die Atmosphäre oder gespürte ?Schwingung?. May deutet das mit seinem ?Echtheit aber fand ich nicht? nur an. Ich jedenfalls sah heute nicht allzu himmlische Heerscharen von aufgeputzten (teilweise auch aufgeplusterten) Mutter-Tieren mit Anhang aller Art, alle verkleidet (herausgeputzt) und mit viel Klunkern, Blumensträußen und Geschenken versehen, aber dazu auch viel Hochmut, viel Missgunst, Verstellerei, Heuchelei, viel leere Konvention, Zwanghaftigkeit und Förmlichkeit. ?Echtheit aber fand ich nicht?, auch ich nicht.

Und so sehnen sich Ich-Erzähler und sein treuer Leser weitweg von Familienfesten der "gehobeneren" Art, zu irgendeinem Lagerfeuer, ohne Servietten und ohne Rituale (Kellner-Getue etc.), in zweckmäßiger Kleidung, wo man einfach zwanglos beieinander ist und es sich schmecken lässt.

Mahlzeit.

winking smiley

@Helmut
Roxin gefällt mir auch.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.05.06 15:56.
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 16:51
Quote

Und so sehnen sich Ich-Erzähler und sein treuer Leser weitweg....zu irgendeinem Lagerfeuer

Also dann doch lieber die freie Wildbahn winking smiley

Ich bin auf alle Fälle auch noch mal ein kleines Stückchen weitergekommen. Diese Schatzgeschichte des Yerbatero erinnerte mich ja schon stark an den "Silbersee": Ein Silber- bzw. hier gemisch mit einem Goldschatz wird in irgendeinem See versenkt und der Eingang zum Schatz dann zugemauert bzw. versteckt.

Was mir im Laufe des ersten Kapitels etwas unangenehm aufgefallen ist, ist dieses von May für meinen Geschmack etwas sehr überzeichnete Bild des ach so redlichen Deutschen. Der Ich-Ezähler braucht ja bei jedweder Gelegenheit nur fallen zu lassen, daß er aus Deutschland kommt und schon ist alles feini.

Als der Erzähler mit den Yerbateros in der Schenke zu abend ißt, führt unser Karle einen netten Vergleich zwischen deren Leben und dem eines Westmannes an: "Es gleicht dem Leben eines Fallenstellers oder Bienenjägers in den Vereinigten Staaten." Hat es wirklich Bienenjäger gegeben, oer ist das doch eher ein Mayscher Verschreiber?? Ich wüßte auf alle Fälle nicht, wie man Bienen jagen sollte bzw. was man dann mit so einem Tierchen anstellen sollte, wenn man denn eins gefangen hat winking smiley

Die Beschreibung einer Fahrt in der Diligence ist wieder allerliebst, das sind überhaupt so diese kleinen Stellen, die mir auch länger noch ein Schmunzeln ins Gesicht "zaubern" (wenn ich das jetzt mal so nennen darf).

Sabine

Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 17:08
Quote

Hat es wirklich Bienenjäger gegeben, oer ist das doch eher ein Mayscher Verschreiber?? Ich wüßte auf alle Fälle nicht, wie man Bienen jagen sollte bzw. was man dann mit so einem Tierchen anstellen sollte, wenn man denn eins gefangen hat

Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, kommt ein solcher in einer der Cooperschen Lederstrumpfgeschichten vor. Er ist wohl mehr den wilden Bienen hinterhergejagt um deren Stöcke zu finden und Honig zu plündern.

Helmut
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 18:34
Quote

Was mir im Laufe des ersten Kapitels etwas unangenehm aufgefallen ist, ist dieses von May für meinen Geschmack etwas sehr überzeichnete Bild des ach so redlichen Deutschen.

Das ist mir kürzlich bei Rudi Gutendorf im Frühstücksfernsehen auch auf den Keks gegangen, diese wiederholte & penetrante Deutschtümelei. Ansonsten hat mich der Mann durchaus positiv beeindruckt (könte sich mit fast 80 noch vorstellen, wieder als Bundesligatrainer zu arbeiten, und man kann es ihm durchaus abnehmen).

Quote

Hat es wirklich Bienenjäger gegeben

Die gibt's bis heute. Das sind männliche Wesen zwischen ca. Anfang zwanzig und Ende achtzig. Jäger & Sammler, meist ungebunden. Geld & Einfluß tragen in der Regel nicht unerheblich zur Erfolgsquote bei.

Quote

Ich wüßte auf alle Fälle nicht, wie man Bienen jagen sollte bzw. was man dann mit so einem Tierchen anstellen sollte, wenn man denn eins gefangen hat

Die Herren wüßten das schon, denke ich.

Quote

Die Beschreibung einer Fahrt in der Diligence ist wieder allerliebst, das sind überhaupt so diese kleinen Stellen, die mir auch länger noch ein Schmunzeln ins Gesicht "zaubern"

Der hat halt wirklich Charme, der May. Und Herzenswärme. Und Menschlichkeit. Und ...

Quote

den wilden Bienen hinterhergejagt um deren Stöcke zu finden und Honig zu plündern.

Da haben wir's schon wieder.

winking smiley
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 21:33
...und die Bienenjäger heißen meistens "Foffi".... (hupf)*wo ist ein "Schüttelt-sich"-Smilie?*

Ich lese übrigens auch mit und bin schon unterwegs mit den Yerbateros. Bei dieser Sache mit dem Pseudo-Bullen. winking smiley

andrea
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
14. Mai 2006 22:06
Quote

Das sind männliche Wesen zwischen ca. Anfang zwanzig und Ende achtzig

Bei den Wesen um die achtzig verhält sich das aber auch schon mal andersherum: die Bienen jagen den Sammler. Vor allem wenn der eh schon kurz davor ist den Löffel abzugeben und ob der gesammelten Scheinchen unter der Matratze nur noch aufrecht schlafen kann *duck* (hupf)
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
15. Mai 2006 21:25
Rüdiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> @Helmut
> Roxin gefällt mir auch.
>

Gerade haben sie in BR-Alpha das wirklich sehr sehens- und hörenswerte Interview mit Roxin aus dem Jahre 99 (wohl zu seinem 75. Geburtstag) wiederholt.

Helmut
Re: Am Rio de la Plata / In den Cordilleren
15. Mai 2006 21:30
Ist das das wo der Moderator an einer Stelle "Satan und Ischariot" zum Alterswerk macht ? (Habe mir die Kasette mal schicken lassen und zuletzt vor ein paar Jahren gesehen, aber daran kann ich mich erinnern)
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