Titelbild


Frage
Icon
Privat
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Icon
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein

Deutsche Herzen - Deutsche Helden

geschrieben von Helmut 
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 10:58
Ein kleiner Exkurs:

Königin der Nacht (Zauberflöte, Text: E. Schikaneder):
Quote

Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen.
Tod und Verzweiflung flammet um mich her!
...
Verstoßen sei auf ewig,
verlassen sei auf ewig,
zertrümmert sei'n auf ewig
alle Bande der Natur.

Belmonte zu Bassa Selim (Die Entführung aus dem Serail, Text: G. Stephanie d.J.):
Quote

Nie werd' ich deine Huld verkennen;
mein Dank bleibt ewig dir geweiht;
an jedem Ort, zu jeder Zeit
werd ich dich groß und edel nennen.
Wer soviel Huld vergessen kann,
den seh' man mit Verachtung an.


Gemeinsam ist beiden Opern (eigentlich sind es "Singspiele") die Sprache (deutsch) und der Komponist W.A. Mozart.

Ende des Exkurses.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 10:59.
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 11:11
Quote

Gemeinsam ist beiden Opern (eigentlich sind es "Singspiele") die Sprache (deutsch) und der Komponist W.A. Mozart.

... und das freundlich-humanistische (oder wie immer man es nennen will) Gedankengut.

Die 'Königin der Nacht' ist in der 'Zauberflöte' nicht die Hauptperson und verkörpert nur einen Aspekt. Wie Osmin in der 'Entführung', der steht auch auf Gewalt und Haß (in der Bieito-Inszenierung massakriert er genüßlich eine Prostituierte; aber das nur mal am Rande). Am Ende der 'Zauberflöte' geht es in Sachen Sarastro, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ähnlich freundlich-huldvoll-feierlich zu wie in der anderen Oper in Sachen Bassa Selim.

Zurück zu Karl May. Der hat für seinen Kolportageroman aus der Oper auch nur einen Aspekt herausgegriffen, wie man das halt schon mal macht. Ischa Kolportage.

winking smiley



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 11:12.
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 11:37
Doch noch einen Zusatz zum Exkurs:
Mich verwundert (oder auch nicht), dass Mozart für die (äußerst) negativen Figur der "Königin der Nacht" diese herrliche und großartige Arie "Der Hölle Rachen" komponiert hat, während die (äußerst) positive Figur des Sarastro darauf nur mit dem (in meinen Ohren) langweiligen "In diesen heil'gen Hallen" antwortet.

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.08 11:38.
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 12:20
Abrahim Mamur ist doch auch interessanter als Winnetou ...
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 13:48
... und der Derwisch interessanter als Paul Normann
(wobei wir dann vollständig wieder "zurück" sind winking smiley )

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 14:00
Ich weiß nicht einmal mehr, wer Paul Normann war, so interessant war der offenbar ...

winking smiley
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 14:23
Der Freund von Hermann Adlerhorst (Wallert Effendi), Portraitist und Liebhaber von Tschita Adlerhorst (da weiss ich jetzt wiederum den richtigen Vornamen nicht).
Eigentlich ist es Normann, der ja das ganze Istanbul Abenteuer in Gang bringt.

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 14:28
Quote

Mich verwundert (oder auch nicht), dass Mozart für die (äußerst) negativen Figur der "Königin der Nacht" diese herrliche und großartige Arie "Der Hölle Rachen" komponiert hat, während die (äußerst) positive Figur des Sarastro darauf nur mit dem (in meinen Ohren) langweiligen "In diesen heil'gen Hallen" antwortet.

Damit bekomme ich jetzt den Bogen zurück zu May, wenn auch nicht zu DH-DH:
Ist das nicht alles sehr realistisch? Die May-Gegner aka "die Bösen" - insbesondere die Zeitgenossen - waren allemal intelligenter als die Fans und ihre Publikationen stilistisch geschliffen und auch heute noch mit Genuss zu lesen, wohingegen Mays Freunde (aka "die Guten") ... (Decken wir schamvoll den Mantel der Liebe darüber).
Franz Langer mag ein Extremfall sein, aber das gläubige Nachplappern all der anderen, was der "heilige Karl" ihnen vorgebetet hat, ist für mich unerträglich.
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
02. August 2008 17:10
Also auch auf Seiten der Gegner gab es doch auch eine gewisse Anzahl von Pfeifen, wenn ich da z.B. an die "Kritiken" in der Frankfurter denke, wenn sie nicht vom Meister selbst stammten, oder an die Kritik jenes "Fräuleins" über "Friede". Es hatten auch auf der Seite bei weiten nicht alle das Format eines Mamroth oder Avenarius.

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
09. August 2008 17:29
Ich bin jetzt bei der letzten Lieferung des 1. Teils angekommen, d.h. die deutsche Sultana und die Königin der Wüste liegen hinter mir.

Ein erstes (kurzes) Resümee. (Wenn es länger werden soll, dann müsst Ihr einfach irgendwie nachhaken, denn einen längeren Text druckreif, spannend und auch noch fehlerfrei von mir zu geben, ist nun mal alles andere als meine Stärke).

Der erste im Orient spielende Teil von DH-DH ist äußerst spannende Kolportage. Im Gegensatz zu den anderen Kolportageromanen gibt es hier so gut wie keine zeitlichen Rückblenden und es wird i.w. "straight forward" erzählt.
Der Oskar Steinbach droht am Ende einen doch irgendwie leicht auf die Nerven zu gehen, weil er sich in einen der Alleskönner (neben dem die anderen schon sehr "alt" aussehen) zu verwandeln droht.
Aber dies ist ja keine Ausnahme in der Mayschen Romanwelt, das gleiche Gefühl hatte ich auch z.B. im "Schatz im Silbersee" als da plötzlich Old Shatterhand als absoluter Supermann auftaucht und den bisherigen "Leader" Old Firehand, der bis dahin auch alles im Griff hatte und doch noch menschliche Züge aufwies, einfach in den Hintergrund zu den Nebenfiguren drängte. (Von dem wirklichen Alleskönner Winnetou ganz zu schweigen).
(Übrigens hat der Old Firehand des Silbersees außer dem Namen kaum irgend welche Gemeinsamkeiten mit dem Firehand aus "Old Firehand/Winnetou II".)

Soweit erstmal.

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
09. August 2008 17:39
Quote

(Übrigens hat der Old Firehand des Silbersees außer dem Namen kaum irgend welche Gemeinsamkeiten mit dem Firehand aus "Old Firehand/Winnetou II".)

Turnerstick-Syndrom. winking smiley

ta
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
09. August 2008 18:24
Da ist es umgekehrt, das sind scheinbar zwei, ist aber eben doch nur einer, während es bei Old Firehand scheinbar einer ist, es aber eben doch eigentlich zwei sind. Vereinfacht und abstrahiert ausgedrückt.

winking smiley
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
09. August 2008 19:29
Es müssen schon deshalb zwei verschiedene Old Firehands sein, da laut Kandolf "Der Schatz im Silbersee" 1866 spielt, während er die "Old Firehand"-Erzählung aus "Winnetou II" um das Jahr 1873 datiert. In "Winnetou II" lernt Old Shatterhand den einen Old Firehand zum erstenmal kennen und er kann ja wohl nicht so vergesslich sein und sich nach 7 Jahren nicht mehr an ihn erinnern.

Andererseits steht unter dem Inhaltsverzeichnis von Winnetou II der GW des KMV:...spielt Mitte der 60er Jahre des 19.Jahrhunderts. Bei "Der Schatz im Silbersee" steht:...spielt Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts. In diesem Fall könnte es sich bei beiden Firehands doch um ein und dieselbe Person handeln.
Und doch, beide kommen anders rüber, zumindest empfindet man es so. Wenn es sich doch um ein und dieselbe Person handeln soll, aber man sich nicht den Eindruck erwähren kann daß dem nicht so ist, habe ich nur eine Theorie. Beide Firehands treten ja in Erzählungen unterschiedlichen Erzählstils auf. D.h. "Winnetou II" wird in der ich-Form erzählt (Old Shatterhand erzählt seine Lebensgeschichte), während "Der Schatz im Silbersee" in der er-Form geschrieben ist (heißt das so?). Nun, wer erzählt nun die Geschichte vom Schatz im Silbersee, wenn nicht jemand wie Old Shatterhand der es ja autentisch könnte, da er ja dabei war? Ich denke schon daß er sie wohl an Lagerfeuern erzählt hat, bzw. ich glaube eher daß es andere waren wie Hobble-Frank und all die anderen Westmänner die dabei waren. So ging die Geschichte von Lagerfeuer zu Lagerfeuer und sie wurde immer mehr ausgeschmückt bis sie die Form erreicht hat wie wir sie kennen. Also irgendein Unbekannter hat sie dann irgendwann aufgeschrieben und so liegt sie uns vor. Das erklärt nun auch warum Old Firehand (und nicht nur er) da so anders rüber kommt als in der Reiseerzählung. Dort ist er viel autentischer gezeichnet, mit viel mehr differenzierter Persönlichkeit.

Das alles hört sich natürlich sehr weit hergeholt an, ist aber nur meine kleine Theoriewinking smiley

Markus
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
09. August 2008 19:38
Helmut schrieb:
-------------------------------------------------------
> Im Gegensatz zu den
> anderen Kolportageromanen gibt es hier so gut wie
> keine zeitlichen Rückblenden und es wird i.w.
> "straight forward" erzählt.

Die einzige große Rückblende (soweit ich mich erinnern kann) ist am Anfang der 2. Abteilung, als die Handlung rüber nach Amerika wechselte, da aber erstmal 4 Jahre zurück. Anschließend ging es dann am gleichen Ort 4 Jahre zurück in die Zukunft weiter und das bis zum Schluß des Romans.

Markus
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
11. August 2008 16:45
Am Beginn der 2. Abtheilung, die im Wilden Westen spielt, kommt gleich Sam Barth und die beiden Snakers vor. Sam Barth ist dem Hawkens etwas ähnlich, aber natürlich nicht gleichzusetzen, er trägt nämlich erfreulicherweise auch ein Stück vom Hobbel Frank in sich (leider etwas zu wenig).
Hervorragend ist die Geschichte mit der Auguste, die er an einen jungen Canditaten des Schulamtes
Quote

ein zwanzigjähriger junger Hilfsschulmeister mit einem jährlichen Gehalt von hundertzwanzig Thalern, nebst 10 Neugroschen monatlich für's Orgelspielen und fünf Groschen für jede Leiche nach dem Gottesacker hinaus zu singen. Privatstunden gab er extra, die Stunde zu fünfzehn Pfennigen.

Da wird dann wohl jener Sam Barth ein Konkurrent des Schulamtskandidaten und Hilfsschullehrer Karl May um die "Gunst jener Auguste" (Gäßler hieß sie, glaube ich) gewesen sein.

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
14. August 2008 10:06
Noch mal was "formales".

Ich lese ja die "Lieferungs"-Ausgabe des KMV Reprints.
Wenn diese der ursprünglichen Lieferungsausgabe von Münchmeyer entspricht, so muss man feststellen, dass sich da niemand irgendwie um die Übergänge zwischen den einzelnen Heften Gedanken gemacht hat. Also nichts mit irgendwie "Spannung hochhalten" für die nächste Folge. Nein, wenn die 32. Druckseite der Lieferung zu Ende war, dann war sie einfach zu Ende, auch - und das ist gar nicht so selten - wenn dies mitten in einem Satz war. Nur das Ende der "1. Abtheilung" hat man an das Ende einer Lieferung hingekriegt. Das zeigt deutlich, dass es da keinerlei redaktionelle oder auch lektorielle (gibts das Wort überhaupt?) Betreuung gab.
Im Gegensatz dazu hat man sich wenigstens bei den Fortsetzungen in Zeitschriften wie dem Hausschatz wenigstens darüber Gedanken gemacht.
Diese "Nicht Vorhandensein" irgendeiner redaktioneller Betreuung, macht es meiner Meinung nach, eher unwahrscheinlicher, dass da irgendwelche ("anstössige") Teile in den Text "hineingeschrieben" wurden. Meiner Meinung nach ist dies schon alles von May.

Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.08.08 10:07.
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
17. August 2008 16:22
Bei dem Überfall auf die "Taube des Waldes" gibt es eine der kleineren Mayschen Ungereimtheiten.
Erst versucht Sam Barth den erwarteten Spion des "roten Burkers" (ob der auch mal "Cornel" war) zu beobachten und trifft dabei auf Steinbach.
Als später Steinbach auf diese Idee zurückkommt, weiß Barth plötzlich und erstaunlicherweise nichts mehr davon, und glaubt dem französisch-deutsch-türkischen Newton/Florin/Derwisch die Lügengeschichte. In welcher Sprache er diese Geschichte erzählt ist auch nicht so recht klar, da er ja Englisch nur "radebricht".
Das "Greenhornspielen" des Steinbach-Fürsten (dieses Spiel, das ja auch Old Shatterhand sehr oft und sehr gerne spielt) ist auf die Dauer (und es dauert auch ziemlich lang) schon ziemlich nervtötend, vor allen Dingen, weil er sich dabei auch noch als (unsympathischer) Kraftprotz aufspielt.

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
17. August 2008 16:49
Diese ganze Szene erinnert mich auch ein wenig an den Schluß von "Der Schatz im Silbersee". Vor allem wegen der Insel und dem unterirdischen Gang.

Markus
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
24. August 2008 21:03
Ich gebe zu, dass es in dem Wild-West-Teil einige, wenige Szenen gibt, die mich auf die Dauer doch schon nerven. Hervorzuheben ist da diese Liebesgeschichte zwischen Miranda und Mr. Balzer, die sich doch ganz schön hinzieht und kaum ein Ende nehmen wollen. Dies ist vielleicht hauptsächlich durchaus im Sinne des Mr. Balzers; aber mich nervt's auf die Dauer. (Auch wenn da dazwischen mal kurz das Werk "Die Liebe, ihr Wesen, ihre seelischen Eigenschaften und ihre körperlichen Folgen" zitiert wird; ganz richtig hat May sich anscheinend doch nicht den Titel seines ersten (?) Buches gemerkt.)

Helmut
Re: Deutsche Herzen - Deutsche Helden
25. August 2008 16:59
Ich werde eine DHDH-Aufholjagd starten....
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen