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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

geschrieben von JennyFlorstedt 
Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
12. März 2012 17:47
Besteht Interesse an einer Leserunde?
Die, die es schon gelesen haben, können ja gern dabei sein, solange sie nicht verraten, ob sich Winnetou und Halef am Ende kriegen.... grinning smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
12. März 2012 19:00
Daas, liebe Jenny, kann ich Dir schon mal vorab erzählen: die beiden entdecken die von Arno Schmidt vermuteten Neigungen und bilden mit diesem zusammen 3 Paare... eye popping smiley eye popping smiley eye popping smiley

winking smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
12. März 2012 21:20
Es klingt interessant, aber ich glaub' es nicht ...

grinning smiley

(ich bin bis ca. S. 200, und das hätte ich vorausgerochen ...)

Ich kann verraten daß ich das Buch sehr reizvoll finde, wesentlich reizvoller als ich erwartet hatte.
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
12. März 2012 22:00
Auf jeden Fall werden wir den Namen des Autors ratzfatz rausbekommen, wenn seine Tochter erstmal einen eigenen social-network-Account hat. Mit den Vornamen ist sie leicht zu identifizieren. grinning smiley

Ich hab erst angefangen und mich haut es grad noch nicht so um.
Aber ich hab auch grad erst angefangen.
Aktuell finde ich Sir Edward optisch für eine wichtige Figur zu überzeichnet.
Und bei halef ist - wir bereist von anderen Lesern angemerkt - grad nicht klar, wie er einzuordnen ist. Grüner Turban?!

Jenny
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
13. März 2012 09:59
Im ersten Kapitel hat die Angelegenheit noch ihre Längen, was unter anderem daran liegt, daß der Ich-Erzähler sozusagen noch als Außenstehender schreibt, in der geschilderten Handlung selber noch nicht vorkommt, ab dem zweiten Kapitel ist er dann selber mit von der Partie, und dann wird es wirklich richtig gut.

Einiges von dem, was man bei Karl May eher noch zwischen den Zeilen suchen muß, schreibt Hohenthal (ich könnte mir gut vorstellen daß es sich um den schillernden Schaper handelt) ganz bewußt zwischen diese, wie gesagt immer noch zwischen diese, nicht direkt in sie hinein ... (zum Beispiel den Hinweis darauf, daß die Nilpferdpeitsche [Halefs] eine unmenschliche Angelegenheit ist. Bei May wird das eher vernachlässigt, bei Hohenthal wird es zwar gesagt, aber eben nicht in Zusammenhang mit Hadschi Halef, der bekanntlich dieses Ding selber sehr gerne zu benutzen pflegt ...)

Auch sonst geht er manchmal in reizvoller Weise einen Schritt weiter als May; den "Prayer-Man" in "Weihnacht" empfinde ich als bewußte Ich-Spiegelung Mays (er hält fromme Reden (May hatte, verkürzt ausgedrückt, zwei Arten Frömmigkeit "drauf": eine echte und eine aufgesetzte ...), hat plagiiert und trägt das Weihnachtsgedicht in voller Länge vor ...), der Mr. Hayes der dem Erzähler da im Westen ebenfalls in einem Wirtshaus (die Anklänge an "Weihnacht" springen einem ins Gesicht, das lange erste Kapitel spielt auf einem anderen Kontinent, der Teil im Westen beginnt mit Wirtshaus und Wette, die Schoschonen sind wieder dabei, und am Ende wird man bei "Old Faithful" sein, also auch wieder einem heißen [oder auch wärmenden] Wasser ...) begegnet, sieht sogar aus wie May selber, und spricht auch wie er ...

Der Autor parodiert May nicht, aber er balanciert manchmal sehr reizvoll auf einem recht schmalen Grad zwischen Ernst und Parodie, das ist gekonnt, liebevoll dezent und eben nicht wirklich despektierlich ... die Sache mit dem Apfelschuß zum Beispiel, das ist in der Hinsicht an der Grenze, aber eben nicht wirklich lächerlich ...

Auch wie er immer wieder Mays spezielle Sprache, die umständlichen weil genauen Formulierungen, die einem als geneigten Leser so liebgeworden sind, gekonnt imitiert, hat großen Charme ... (Es gibt andere Sequelschreiber, die nehmen einfach die Mayschen Versatzstücke und plaudern dann einfach locker drauflos, ganz wie halt ihnen selber der Schnabel gewachsen ist ... mal unbedarft hemdsärmelig, mal schnutziputzi sentimental ... und das muß ich, mit Verlaub, wirklich nicht haben ...)

[Den grünen Turban habe ich überlesen. Er ist mir nicht aufgefallen. In der Hinsicht liege ich aber auch sozusagen brach ... Trüge Winnetou bei Hohenthal einen roten oder blauen Zylinder, ich hätte keine Einwände ... (ich habe es zwar schon ca. dreihundertmal erzählt, aber gern nochmal: ich erinnere mich z.B. in Sachen Essen 2005 an Wollschlägers Augenausdruck in verschiedenen Variationen, und an Details des Vortrags. Daß er aber die Haare dunkel gefärbt hatte, habe ich erst gemerkt, als man mich nachträglich darauf hinwies ...)]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.03.12 10:05.
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
14. März 2012 13:15
Einige Notizen zu gestern gelesenen ca. 10 Seiten

"Es ist wohl etwas an mir, was selbst in grundrealistischen Naturen etwas Romantisches weckt." (S. 230) Die Maysche Mischung aus Geltungsbedürfnis und dezenter Selbstironie noch eine Spur kräftiger als "im Original" ...

"Euch mitnehmen, Herr Hirtreiter - wohin ? Ihr seid längst am Ziele." (S. 231) Kleine aber durchaus wesentliche Weisheit eben mal so nebenbei, ganz wie bei Karl May ... (am Rande realisieren wir noch das "Dehnungs-e" ...)

"Ein Kochbuch des Wilden Westens und ein Reisebericht, eine solche Mixtur war noch nie da !" (S. 232) sagt Hirtreiter, nimmt dabei (durch seinen Autor natürlich, er selber ist sich dessen nicht bewußt) das Maysche Schreiben prächtig auf die Schippe und benutzt auch noch eine ganz ähnliche Formulierung wie Mays immer wieder mal vorgetragenes "So etwas war noch nie dagewesen"...

Der Ich-Erzähler ist laut Autor achtundzwanzig Jahre alt und erwähnt auf S. 233 das "Weihnacht"-Abenteuer aus Band 24 als früheres Erlebnis ... Die Freunde chronologischer Stimmigkeit dürfen sich die Haare raufen, und das ist auch gut so (im Sinne von geschieht ihnen [gleichsam] recht so). (Zum Thema vermeintliche zeitliche Unstimmigkeiten [bei Wagner] äußerte jüngst der Regisseur Achim Freyer auf einer Matinee sehr hübsch "Wie kann man sich damit beschäftigen", mit einiger Entgeisterung und Unverständnis im dezent-freundlich altersweisen Tonfall ... Die Dinge und die Figuren seien eben zeitlos [und so etwas daher völlig unwesentlich]; so ist das, Yes, Well. Bei Wagner wie bei May resp. Hohenthal.)

"Außerdem werde ich die Westmannskunst erweitern helfen. Ihr müßt nämlich wissen, im Fingerhakeln, auf der Ebersberger Kirchweih, da bin ich seit dem zwanzigsten Geburtstag seiner Majestät unbesiegt" ... (S. 233) Das ist diese schon erwähnte freundliche und eben nicht despektierliche Ironie ...

"jede andere Gesellschaft als Winnetous ertrage ich schlecht" (S. 234), Hohenthal hat sich gut in Karl May hineingefühlt und hier deutlich ausgesprochen, was jener eher dezenter herüberzubringen bzw. zurückzuhalten pflegt ... (winking smiley)

Auch zu zeitgenössischen Forenteilnehmern gibt es dezente Bezüge, so auf S. 235, "Außerdem war etwas im Blick von Hirtreiter, das dem Auge eines Rehkitzes glich". winking smiley

Hirtreiter zitiert seitenlang auswendig wörtlich Karl Mays Beschreibungen Winnetous (was - seitens Hohenthal sicher absichtlich - ähnlich seltsam ist wie bei Karl May des öfteren die wörtliche Wiedergabe seitenlanger Dialoge durch Dritte), und der Erzähler äußert "Lieber Herr Hirtreiter [...] Ihr klingt wie ein Mann, der von seiner Geliebten schwärmt, wißt Ihr das ?" (S. 238) Der Vortrag des anderen geht indes unverdrossen weiter, und der Mann läßt sich auch durch irritiert-besorgtes "Herr Hirtreiter ---", "Herr Hirtreiter ?" und "Herr Hirtreiter !" (Old Shatterhand May jeweils nach einzelnen Passagen des Vortrags) (S. 239) nicht aus dem Konzept bringen ...
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
15. März 2012 04:55
"Ich weiß gar nicht, ob Sie's wussten" (und ich weiß auch nicht, ob's von Bedeutung ist), aber auch bei mir assoziiert es zwischenzeitlich: Hirtreiter - ein wohl kaum häufiger Name - ist der bürgerliche Nachname von Rex Gildo gewesen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
15. März 2012 07:42
Versuchst du hier eine spiritistische Note reinzubringen? Ich meine, May ließ sich seine Gedichte ja auch von Schiller diktieren.. <grübel>

Ich hab jedenfalls das erste Kapitel durch und die "Vorgeschichte" damit erledigt.
Halefs Zauberheilung war mehr als merkwürdig - eine m.E. völlig überflüssige Inszenierung, die mich an an den Medizinmann und die Medizinmann-Persiflage aus "Winnetou I" erinnerte... Und dieses ganze Konstrukt, dass man sich eine mehrmonatige Auszeit von einer Gefangenschaft nimmt, um mal eben den Lieblingsgegner ranzuschaffen, erscheint mir sinnfrei.
Man ist von May gewöhnt, dass der Held sich selbst befreit oder gegebenenfalls befreit wird. Erscheint mir alles sehr konstruiert.

Ich bin gespannt, ob ich eure Begeisterung später eher nachvollziehen kann.

Jenny
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
15. März 2012 08:20
Quote

Halefs Zauberheilung war mehr als merkwürdig - eine m.E. völlig überflüssige Inszenierung

Ich erinnere mich an keine solche ... weder an eine Heilung noch an eine Inszenierung ... (hupf)

Das muß ich wohl ein wenig erläutern; also: der Hupf-Smiley bedeutet weder daß das ein Scherz sei, bewahre, es ist schon so, und er bedeutet auch nicht daß ich mich lustig mache, zumindest nicht über Personen, allenfalls über die Realität bzw. gewisse Aspekte derselben ... insofern daß es schon sagen wir spannend ist wie die Wahrnehmungen differieren, wir kennen das vom Schweizer Käse, der eine sieht den Käse der andere die Löcher. Ich hab's nicht mitgekriegt, das mit der Heilung, ehrlich, bzw. vermutlich zwischenzeitlich kurz aufgenommen und dann wieder vergessen (aber daß in GW 3 irgendwo immer noch "Der ganze Plan war verkehrt" steht statt "Das ganze Arrangement war ein verkehrtes" ist mir heute morgen nach dem Aufwachen eingefallen, völlig ohne Bezug, und obwohl es sicher mindestens einige Monate her ist, seit ich das letztemal daran gedacht habe ...).

Quote

sinnfrei

Was hat schon Sinn ... wenn man so will nischte. Insofern hat l'art pour l'art schon seine / ihre Berechtigung. Hab' ich auch heute morgen drüber nachgedacht.

smiling smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
15. März 2012 08:25
Ach so, nicht Halef wurde geheilt, sondern hat geheilt, ja, da war was, richtig. Also doch alles halb so schlimm in Sachen Hirn ...

smiling smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
15. März 2012 08:41
Und wieder eine Portion Leseeindrücke vom Vortag;

Everts ist in der Wildnis vom Pferd geworfen worden und war "allein, allein, allein !" (S. 279), was ein Zitat aus "Mein Leben und Streben" ist ... (das muß nicht Absicht sein, aber es kann.)

"In der Expedition bin ich der Älteste, hoch in den Fünfzigern" (S. 286) und daß dann auf der nächsten Seite über den Gleichen als vom "Alten" die Rede ist, kann man individuell als etwas uncharmant empfinden ... smiling smiley

"Manch roten Mann habe ich jubeln hören, weil ihm das sehen wieder möglich wurde; einem jubelnden Indianer begegnet man nicht alle Tage" (S. 288) in Zusammenhang mit dem Verteilen von Brillen wirkt etwas seltsam ...

"Ich behaupte, hätten wir nicht auf den Green River zugehalten, es hätte auch der Zrmanja-Fluß sein können" (S. 308), kleiner Gruß an die Filmfreunde.

"Alles reift und trägt, Halef, und es wird kupiert, wo nötig. Ob Pflanze oder Tier, es ist alles wohlauf !" (S. 314) Dies als Reaktion auf blumige Vorträge Halefs in Sachen vorsorgliche Anteilnahme könnte in seiner lakonisch dezent menschlich-humorigen Abgeklärtheit von Karl May selber geschrieben sein ...

Hadschi Halef sei Mays "Wüstenseele", äußert Winnetou ... (S. 317)

Alma heißen einige eindrucksvolle Objekte großer Gefühle im Gesamtwerk Karl Mays, und eine Alma beeindruckt hier den Erzähler beträchtlich ... (S. 319 ff.)

"Nein, es war dieses Leuchten aus ihrem Innersten heraus, über dessen Fehlen bei gewöhnlichen Personen kein noch so hübsches Lärvchen hinwegzutrösten vermag." (S. 321) Sehr schön. Und sehr 'maysch'.

Ebenso spürbare wie sowohl seitens der beteiligten Personen als auch des Autors unausgesprochene Anwandlungen von ein wenig Eifersucht bei den Protagonisten, die ungewohnterweise diesmal zu dritt sind und dazu auch noch diese Frau bei sich haben, das ist sehr hübsch dezent herübergebracht ... (S. 318 / 323)
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
16. März 2012 12:04
Gentlemanlike schauen die Männer weg, als die wirklich überzeugend reizvoll geschilderte Alma baden geht, "Nur als just an der Stelle, wo Alma ins Wasser gestiegen war, der flötenähnliche Ruf des Westlichen Lerchenstärlings, Sturnella neglecta, ertönte, war es an uns, unverzüglich unsere Augen dorthin zu richten. Immerhin befanden wir uns in der Wildnis, auf Indianergebiet, da war jedes Geräusch, selbst jener unverdächtig anmutende Gesang des gelbbrüstigen kleinen Kerls, Anlaß, seiner Herkunft mit den Ohren und eben auch mit den Augen nachzuspüren. Einem jeden genügte aber ein einziger flüchtiger Blick auf das munter planschende Fräulein, um zu erkennen, daß keine Gefahr drohte." (S. 353 / 54).

Hirtreiter und Halef habe ihre eigene Art, verbal zu attackieren,
"Rotzbankert, indianischer, da hast eine Watschn !"
"Beim Barte des Propheten, ihr Ungläubigen sollt mich kennenlernen !" (S. 355)

"Sodann nahm ich mir die drei anderen vor, die mir von Winnetou sozusagen zugeteilt worden waren. Auch unter diesen Unentwegten verteilte ich freigebig einen ganzen Korb Handgreiflichkeiten." (S. 356) Mays angenehm abseitige Formuliererei lebt ... Bearbeiter hätten statt dessen so etwas wie "Ich versetzte den Dreien, um die sich Winnetou nicht kümmern konnte, einige Hiebe" geschrieben [, andere Sequelautoren hier noch statt "versetzte" vielleicht "verpaßte" und statt Hiebe Faustschläge] ...

Sehr hübsch das [sehr 'maysche'] Spiel mit Umschwüngen, bei "Noch nie hatten diese Naturmenschen eine solche Gestalt gesehen" usw. (S. 358) mag man noch denken, nun werde es ein wenig pathetisch, aber unmittelbar darauf folgt der Hinweis, daß das energische "Zurück !" der jungen Dame in der Aufregung sächsisch daherkommt und wie "Zarick !" klingt ...

Ihre Schwester, so wird erwähnt (S. 361), heißt Erna, das überrascht nicht ... winking smiley

Old May hat es diesmal wirklich erwischt, es "schlug mein Herz wie zwischen Singvögeln und Festtagsglocken" (S. 362), die Angelegenheit "machte mir die Welt zum Theater, zur Oper. Auf dieser Bühne den Heldenbariton zu schmettern anstatt nur den Schusterbaß, das konnte eine Aufgabe sein" ...

Nachtrag zu der Sache mit dem Alter, das Buch ist ja wenn man so will eine Art Remake von "Weihnacht", und Everts ist eine Art stark verfremdeter Carpio (es fällt auf daß sich sein Gesundheitszustand im Laufe der Handlung verschlechtert ...), Carpio wiederum [auch; will sagen nicht nur aber auch] eine Ich-Spiegelung Mays, insofern könnte dieser [ebenso [teilweise] zutreffende wie] uncharmante Hinweis, daß einer in den Fünfzigern ein "Alter" ist, leicht gallig unterlegte Selbstironie sein ... (des Autors May, [der ja "Weihnacht" bekanntlich mit Mitte Fünzig schrieb,] von seinem begabten Imitator ihm in die Feder gelegt.)
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
19. März 2012 13:32
Begegnung mit Hayes, "es schien, als ritte ich mir selbst entgegen" (S. 368), wie schon geschrieben, was bei Karl May zwischen den Zeilen steht, läßt Hohenthal zwar dort stehen, färbt es indes noch etwas kräftiger ein ...

Er orientiert sich wirklich an "Weihnacht", auch der Kolbenhieb ist wieder dabei (S. 370) (Den gibt's auch woanders, klar, ist aber hier halt einer von mehreren auffallenden Anklängen.)

Das Wort "grell" ist bei der Schilderung der Nahtoderfahrung (S. 371) unpassend. Als Hohenthal-Bearbeiter würde ich mich statt "nur noch grell" für "schon gleißend" entscheiden. smiling smiley

Er hört eine Stimme, die "der meinen glich und die doch höhnisch lachte, was ich niemals tat" (S. 371), dochdoch, das tat er schon des öfteren, wenn auch vielleicht eher innerlich und ohne direkte Mitteilung an den Leser ...

"Wer schreibt Euer nächstes Buch ? Ein Phantom ?" (S. 377, Hayes zu Old Shatterhand May) Sehr hübsch.

"Ihr wollt aus dem Prachtmädel ein Hausmütterchen machen" (S. 380, wieder Hayes zu OSM), sehr bös' und sehr hübsch.

"Nunmehr umrahmt von Donnerwolke und Ma-ta-weh, ritt in das Indianerlager ein: die Leipziger Professorentochter Alma Grüner !" (S. 393) grinning smiley

Interessant der Bericht Hayes auf S. 399 über seine kleinkriminelle Vergangenheit ...

"Es war eigenartig mit uns: Der eine verabscheute den anderen in demselben Maße, wie der eine sich in dem anderen zu erkennen glaubte." (S. 401) Das hat man häufiger ...

Den "Kapitän Kaiman" auf S. 402 muß man wohl als groben Fehler werten und entsprechender Uninformiertheit Hohenthals zu Gute halten. (Aber es wird ja eh' zunehmend alles in einen Topf geworfen und der Tag ist nicht mehr fern, wo generell kein Unterschied mehr gemacht werden wird zwischen Original und Bearbeitungen ...)

"Mit diesen Worten, dachte ich, würde Hayes, wenn schon nicht bekehrt, so wenigstens belehrt sein. Seine Reaktion indes erstaunte mich aufs neue." (S. 403) Wie im Internetforum ... smiling smiley

Im derbsten Sächsisch hauen sich Old S und sein alter ego auf S. 406 gegenseitig verbal in die Pfanne, und der hinzukommende Indianerhäuptling fragt "Die Bleichgesichter nehmen Abschied voneinander ?"
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
19. März 2012 18:28
Und zum [guten] Schluss;

Hübscher Dialog zum Thema Sein und Schein auf S. 416, u.a. "Hayes, Ihr klingt schon wie Old Shatterhand." - "Unsinn. Er äfft mich nach, nicht ich ihn."

"Dabei habt Ihr ihn Washburn gegenüber doch als erfunden bezeichnet." - "Das ist er letzlich auch. So lieb und gerecht wie Old Shatterhand ist kein Mensch." (S. 417/18)

"Dort saß - ich !" (S. 419) Er kommt gerade von Hayes, und für einen Moment weiß der Leser nicht was jetzt Sache ist mit den Identitäten ... Freundlicherweise fügt Hohenthal dann "Im letzten Moment war es mir gelungen, jenes Stück gestampften Boden wieder einzunehmen" hinzu.

"In deiner Stimme wohnt der Haß. Aus Old Shatterhands Stimme höre ich die Sehnsucht nach Frieden" erkennt der Medizinmann ... (S. 424)

Halef weiß Bescheid in der Maywelt, "Wie das vor sich geht, weiß ein jeder, der die Bücher meines Sihdi gelesen hat: Zweikämpfe wird es geben, mit Messer, Beil, Seilschlinge oder Speer." (S. 427) Für die Freunde der Chronologie, am Rande: 28 ist der Erzähler laut Hohenthal. Also haben wir 1870. Und Halef kennt Mays Bücher ... smiling smiley

"Bei ihm tanzen auch nicht die Männer, sondern die Mädchen, wie es sich gehört" Halef über einen Orientalen, in Anspielung auf Indianertänze ... (S. 428)

"Es wird dann so gewesen sein, wie es zwar nicht gewesen ist, aber niemand weh tut" (S. 445), Old Shatterhand May in Sachen kleine Retuschen beim eigenen Schreiben ...

"Mein Bruder muß sich seinen Dämonen stellen" (S. 446), "Old Shatterhand muß gegen sich selbst kämpfen" (S. 447), Winnetou zu OSM.

Der Medizinmann ist gründlich, "mit all meinen Extremitäten beschäftigte sich Scha-na-tse, prüfte dieses und jenes in einer Ausführlichkeit, die peinlich hätte sein können" ... (S. 450)

Kluge Worte ganz á la May in der Passage auf den Seiten 452/53.

In "Weihnacht" Schnee, hier Regen ... (S. 453 ff.)

"Nicht Winnetou und ich, Washburn und sein Anhang waren die Phantasiegestalten, von denen Hayes geflunkert hatte" (S. 460), mangelnde Reflexion kann man Hohenthal nicht vorwerfen ...

"Es war schrecklich - was tun, wie handeln ?" (S. 474) 'Action' und Abenteuer sind erfreulicherweise wahrlich Nebensache in diesem Buch, aber wenn es dann doch einmal darum geht, ist es richtig spannend ...

"Ich weinte wirklich" (S. 476) Wie so oft in den Reiseerzählungen, was in den Bearbeitungen indes meistens gestrichen ist.

"Warum sollten Sie Ihr Leben in Kötzschenbroda beschließen, in Coswig oder Moritzburg, wenn Sie doch Paris sehen können, Wien und London oder Budapest ?" (Hayes zu Alma, S. 478) Die ironische Kötzschenbrodasche Brechung goutierend, assoziieren wir Judith Silberstein ...

"So war unser Ringen heftig und doch fast lautlos, wie überhaupt das Sterben oft nur ein stilles Verglühen ist." (S. 485)

Nah am Tode imaginiert er "die junge ungewöhnliche Frau aus Leipzig" (S. 486), Hohenthal, sag wer bist Du ? smiling smiley

Winnetou imaginiert er auch noch, aber als dann Hirtreiter in Erscheinung tritt, wissen wir, die Erde hat ihn wieder ...

Interessant das Lincolnzitat (S. 494).

Nach dem Ende Hayes will es dem Erzähler "scheinen, Hayes habe damals, in jenem letzten Moment, sehnsuchtsvoll gelächelt, zweifelnd, ob ein Sieg über die eigenen Dämonen jemals möglich sei." (S. 495)

Daß es in Sachen Dramatik und Gefühl bei dafür geeigneten Stellen nie einen 'Tick' zu viel wird, dafür sorgt Hohenthal auf S. 498 wieder mit der Ingredienz Sächsisch ...

"Wir werden unsere Unterarme ritzen, Halef, und sie dann gegeneinander drücken" (S. 502), Mensch Hohenthal, weißt auch Du nicht, daß das nur im Film, nicht aber im Buch so ist ?

Es könnte, dem Schluß nach zu urteilen, ein weiteres Buch geben, in dem dann Erna zu retten ist. Ich frage: Ist das nicht interessant ?

smiling smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
19. März 2012 20:02
<seufz>
Du bist hier in einem Tempo losgeprescht, dass einen Dialog einfach mal unmöglich macht. Schade.

Ich hab trotz Buchmesse noch ein paar Seiten geschafft und bin endlich mit dem Ich-Erzähler im Wilden Westen. Hier wird das Buch tatsächlich deutlich besser und ich freu mich auch, dass sich der Autor die Zeit lässt, eine Szene zu beschreiben und Stimmung aufkommen zu lassen. Das ist das, was mir bei den Marheineckebänden komplett fehlt. Dort gibt es eine kurze Personenbeschreibung und dann Actionactionaction. Selbst in den Action-Pausen kommt kein May-Feeling auf.
Aber es geht ja um das Hohenthal-Buch....
Und hier lernt man die Leute tatsächlich kennen, auch wenn das teilweise mehr Fragen aufwirft, als beantwortet. winking smiley

Ich fremdel allerdings noch sehr mit dem Ich-Erzähler, der für mich eben nicht Old Shatterhand ist, obwohl der Autor sich wirklich Mühe gibt. Pfäffle und der komische Koch sind einfach nur überzogen. Für mich hat das schon massiv cineastische Slapstick-Anklänge - und die mag ich nicht in einem Buch. Mal schauen. Winnetou ist grad aufgetaucht und der Dialog zwischen Ihc-Erzähler und Koch (mit Winnetou im Hintergrund) ist wirklich lustig, aber für den gag einfach mal zu lang.

Egal. Es ist gut lesbar und mehr erwarte ich nicht. winking smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
19. März 2012 20:31
Quote

Du bist hier in einem Tempo losgeprescht, dass einen Dialog einfach mal unmöglich macht.

Ich könnt' auch schreiben also bei dem Schneckentempo ist ein Dialog unmöglich ... smiling smiley

Man kann sich auch nachträglich unterhalten. smiling smiley

Quote

Das ist das, was mir bei den Marheineckebänden komplett fehlt. Dort gibt es eine kurze Personenbeschreibung und dann Actionactionaction. Selbst in den Action-Pausen kommt kein May-Feeling auf.

Da sind wir uns doch mal wieder sowas von einig ... smiling smiley

Bei Kastners 'Hadschi Halef Omar' ist das auch so, er haut einem dermaßen übertrieben viel Action um die Ohren, daß es einem aus denselben wieder herauskommt ...

Ich fand das Hohenthalbuch richtig gut. Eine intelligente, sehr reizvolle Spielerei mit May ...
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
19. März 2012 21:58
Mit Kastner kam ich wiederum sehr gut klar. Er hat die Figuren nicht so überzeichnet, was ich bei Hohenthal als ziemlich störend empfinde.
Halef ist völlig überdreht. Ich mein, er ist sonst auch quirlig, aber hier hier ist er echt auf Speed. Dafür ist der Ihc-Erzähler eine echte Schnarchnase. Momentan schreib ich das noch seiner Tarnung zu und bin tolerant, aber lange lass ich ihm das nicht mehr durchgehen.

Ich hab heimlich ein paar Seiten vorgeblättert. Bald kommt Halef.
Ich bin gespannt; les aber brav Seite für Seite weiter. Renn du ruhig weiter in den Zitaten auf und ab, ich komm dir langsam nachgebummelt.
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
19. März 2012 22:46
Quote

lange lass ich ihm das nicht mehr durchgehen

Der ist halt nicht so wie Du es gern hättest ..

smiling smiley

Quote

Renn du ruhig weiter in den Zitaten auf und ab

Ich bin mittlerweile fertig, ich dachte das hättest Du gemerkt ...

winking smiley
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
25. März 2012 12:43
Ich bin jetzt auch fertig. Komisches Buch.
Bis kurz vor Schluss hab ich drauf gewartet, dass es endlich los geht. Mir ist erst sehr spät klar geworden, dass der Autor nicht die Absicht hat, in den Orient zurückzukehren und die Geiseln zu befreien.

Bis auf die komplizierte Vorgeschichte, die erklärt, wieso Halef im Wilden Westen ist, ist es ein reiner Old-Shatterhand-Roman. Na gut. Offenbar soll es eine Fortsetzung geben und ich denke, ich werde sie auch lesen.

Es gibt ein paar Sachen, die mir nicht gefallen. Es gibt zuviele Andeutungen von Mirakeln, die nicht erklärt werden. Ja, das kennt man von Karl May - besonders von seinen Kolportageromen; hier stört es mich.
Und dieses "selbst"-referenzieren, d.h. offenkundiges May-Krams bei sich reinzufädeln finde ich auch eher störend. Da bin ich auch vielleicht ein undankbarer Leser - denn der gaaaaaaaaanz normale Leser würde es nicht bemerken und der normale Karl-May-Leser freut sich sicher dran. Da muss ich also tolerant sein.
Das "Gottesurteil" zum Schluss ist ja eher ein Selbstmord und gefällt mir gar nicht. Zumal wiederum eine Menge Fragen offen bleiben.
Und diese Pseudo-Liebesgeschichte ist auch von May geklaut. So.

Aber in vielen Details ist das Buch wirklich knuffig.
Man kann es lesen, ohen Schaden zu nehmen.

Gibt es Infos über einen Folgeband?

Jenny
Re: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen
25. März 2012 14:01
Was soll er in den Orient zurück, das war ja nur der Aufhänger, um Halef sozusagen unter irgend einem Vorwand in den Westen zu bekommen. Von Beginn des West-Teils an habe ich an eine Rückkehr in den Orient nie mehr gedacht, erst am Schluß wieder, und da auch nur kurz wegen der zu erwartenden neuen Geschichte ...

smiling smiley

Ich würde sagen ob Kara Ben Nemsi oder Old Shatterhand, das bleibt sich gleich, es ist wenn man das schon so formulieren will ein reiner Karl May - Roman ... (es geht wie immer um ihn und nichts anderes. Das Karl May -Problem ist das Menschheitsproblem.)

smiling smiley

Das Ende des alter ego hat mich an die Verfilmung von Richard III erinnert, die mal im Kino war vor einigen Jahren, es können auch zwanzig oder so sein, bei solchen Sachen habe ich kein verläßliches Zeitgefühl (edit.: 16 sind's.). Die in der er am Ende in den Schornstein fiel. Zunächst Kampf bis zum Letzten, dann [innerliches] Loslassen ... Das war's, was ich [in beiden Fällen] interessant fand, das Lächeln, das Loslassen ...

[Die Passagen oben sind trotz der Smileys freilich ernst gemeint. Die Smileys dienen nur dazu, das sozusagen etwas gemeinverträglicher herüberzubringen, bzw. sollen ein gewisses Augenzwinkern insofern signalisieren, daß es mir bewußt ist, daß das, was ich da so absondere, insbesondere im zweiten Abschnitt, für das eine oder andere Ohr schon etwas schräg klingen wird ...]

smiling smiley

So nebensächliche Dinge wie Handlung smiling smiley [s.o. ...] waren schon Karl May ziemlich schnurz. Siehe 'Deutsche Helden', am Anfang denkt er sich ein Geheimnis aus von dem er selber noch nicht weiß wie das dann später mal genau aussehen soll, und am Ende hat er halt keine Lust mehr, das aufzuklären ...

smiling smiley



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.03.12 14:20.
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