Der Kutb

Quote

mir gefallen diese kleinen Schludrigkeiten.

Ja, das ist mir an anderer Stelle auch schon aufgefallen ...

> mir gefallen diese kleinen Schludrigkeiten.

Bei Karl May. Wenn ich selber Fehler mache, gebe ich sie zu. Wenn es keine sind, gibt es freilich nichts zuzugeben. Das versuche ich dann gelegentlich auch ausführlich zu erklären.

Aber, wie sagte schon treffend Dr. med. Georg Düser vor ca. 30 Jahren, als ich mich bitter enttäuscht beklagte, daß meine Eltern die Erläuterungen über Theater-Feinheiten nicht verstünden:

"Sie hätten genau go gut Hebräisch sprechen können ..."

An den Satz sollte ich mich öfter mal erinnern.

Andererseits, wenn es dann mal unter Tausenden doch wieder einen oder zwei gibt, die etwas von sprachlichen (oder auch anderen) Feinheiten verstehen, dann ist das auch wieder sehr wohltuend, ich habe gerade eben, sozusagen aufatmend, noch einmal den Beitrag von Giesbert Damaschke zu Moby-Dick-Übersetzungen im Stiftungs-Forum gelesen, den mit dem Link. Oder wenn Hesse über Dostojewskis Fürst Myschkin schreibt, oder Wohlgschaft über Karl May, das sind so Sachen, da muß man lange von zehren, in dünner Luft.

JennyFlorstedt schrieb:
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> Ich lese ja immernoch stillvergnügt bis leicht
> angewidert die Marienkalendergeschichten und fand
> da jetzt die Erzählung "Er raml el Helahk".
> Und gleich am Anfang reist der als Christ geoutete
> Kara Ben Nemsi mit einer Karawane durch das Land.
> Als dann ein Fremder dazu stößt, wird er nur als
> "Hadschi Kara Ben Nemsi aus dem Abendland"
> vorgestellt und von dem (schurkischen) Fremden
> gleich übel als Giaur angemotzt.
>
> Hä?
>
> Wieso Giaur? Die Bezeichnung "Abendland" mag ja
> darauf hindeuten, aber wenn jemand als "Hadschi"
> vorgestellt wird, dann könnte man doch vorher mal
> vorsichtig fragen, wie es denn komme...
>
> Die sind ja unhöflich, die Bösen...
>
> ta
>


Das war (natürlich) nicht geschlampt oder geschludert, sondern (wie so oft) im may'schen Sinne wahr, denn er (KBN) hat ja (in "Durch die Wüste) die "Hadsch" (zumindest teilweise) gemacht, also darf er sich "Hadschi" nennen.
Dass er kein Mohammedaner war, ist ja dabei nicht so wichtig, denn wie schreibt er im "Kutb", die Mohammedaner sollten sich geehrt fühlen, dass ein Christ diese Stätten besucht.

Helmut

Ja, nur sind die Moslems in Mekka nicht wirklich geehrt, sondern eher stinksauer, da ja ein Christ die heiligen Stätten nicht betreten darf.
Ich würde also bei einem "Hadschi" nicht sofort vermuten, dass er ein Giaur wäre, auch wenn er aus dem Abendland stammt.
May hat in seinen Büchern ja den einen oder anderen übergetretenen Christen vorgestellt (z.B. Krüger-Bei), sodass das Konzept von nunmehr "Rechtgläubigen", die aus Europa stammen, vielleicht bekannt ist.

Ich denke, nach Auffassung der Moslems - auchh wenn sie Schurken sind - würde der der Begriff Hadschi einen Christen schlicht ausschließen.

ta

PS: Im "Sand des Verderbens" (recht aktuelle Ausgabe) ist das übrigens nicht korrigiert worden.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.01.06 11:00.

Ich habe ja auch "im may'schen Sinne wahr" geschrieben!

So sehr ich auch sonst über Widersprüchlichkeiten (weil unwesentlich) hinwegsehe, hier hat May sich, denke ich, einfach vertan, oder nicht aufgepaßt. Er hat doch selber geschildert, wie sie ihn aus Mekka hinausjagen und mit dem Tod bedrohen, dann kann er doch (eigentlich) nicht in der Art und Weise vom Hadschi aus dem Abendland, der kein Mohammedaner ist, schreiben bzw. vor den Leuten so sprechen.

Auch das überzeugt mich (immer noch) nicht.
Er hat das ja schließlich im gesamten Orientzyklus durchgezogen, die Geschichte des (christlichen) Hadschis aus dem Abendland.

Ich seh' schon: Karl May war offensichtlich doch noch wirrer im Kopf als ich das manchmal eingestehen mag ...

Hallo Helmut!

Ich finde das ja auch - aus Mays Sicht - logisch. Aber wenn man den bei May so unpopulären Realismus einbringt, wäre der geoutete Christen-Hadschi nicht sehr weit gekommen.

ta

So, die zur Lektüre zugehörige "Hör-CD" von Karl May & Co. ist dann heute morgen bei mir eingetrudelt. Ich muß mir das Ding morgen in einer stillen Stunde mal zu Gemüte führen.

Achtung Querverweis:

Da lese ich so in 'Die bewaffneten Wallfahrten gen Jerusalem' (und scheine nun endlich Zugang zu Wollschläger gefunden zu haben.. der Mann schreibt ja soo gut) und auf Grund einiger Worte, die da vorkommen, blitzt bei mir der Name Karl Mays auf, obwohl DER natürlich dort nicht vorkommt. ((Zum Glück))

Einmal benutzt er die Wendung "Schatten des Sultans" (Zitat: "....folglich begab er sich in den "Schatten des Sultans", wo man es ihm nach Kräften wohlsein ließ..."/ Diogenes TB S.89)

Und zum anderen taucht der Name "Kutb" auf. Nämlich hieß so der Sohn von Sultan Salah ad-din, genauer: Kutb ad-din Malik-schah (S.102)

Sabine schrieb:
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> So, die zur Lektüre zugehörige "Hör-CD" von Karl
> May & Co. ist dann heute morgen bei mir
> eingetrudelt. Ich muß mir das Ding morgen in einer
> stillen Stunde mal zu Gemüte führen.


Und?
Wie isse?

Joh, dafür daß ich eigentlich mit Hörspielen nicht allzu viel am Hut habe: sehr schön. Die Musik passte auch gut und auch die eingeflossenen Geräusche haben ihr übriges getan.