Neuerscheinungen

Was den Karl Hohenthal angeht, könnte ich mir auch vorstellen, dass "Titanic" sich einen Scherz erlaubt. Mich beschleicht - ganz unwissenschaft natürlich, dafür aber umso spürbarer in der Magengegend - dasselbe Gefühl von Volksveräppelung wie seinerzeit mit der Buntstift-Geschmackswette bei Wetten dass ...

"Titanic"? Denke ich nicht. So eine Vorarbeit mit einem dicken Buch? Zu viel Vorlauf für mein Lieblingsblatt. Aber die Aktion damals mit den Buntstiften war hervorragend.

Zeit zum lesen ist aktuell wirklich eine interessante Herausforderung.
Allerdings ist mir nach den Vorträgen heute dringend nach leichter Kost. Aber das ist eher ein Thema für's Lagerfeuer.

Du kannst aber mal bescheid sagen, was du von dem Buch hältst, Martin.

Ich habe heute das Buch vom Karl May Verlag erhalten. Da aber noch einiges an Arbeit zu einer Lurchiserie in der Sprechblase anliegt habe ich es erst einmal auf den Nachttisch gelegt.

Vielen Dank fr den ZDF-Link! Daß ich nur halben Ton oder halbes Bild oder garnichts bekomme, das wird wohl mit der hundsmiserablen Qualität von E+ zu tun haben...
Immerhin: schon die erste Reaktion Hohentals ist nicht die des mit seinem Pseudonym angesprochenen Autors, sondern die eins für andere Rekalame machenden!

Von meiner Seite mal erste Eindrücke nach Beginn der Lektüre. (am Ende des 1. Kapitels)
Positiv bewerten möchte ich, dass sich der Autor, wer auch immer es ist, eine Geschichte mit Helden Karl Mays ausgedacht hat, in der er jedoch nicht versucht, Karl May zu imitieren. Der Text liest sich zudem für meinen Geschmack sehr flüssig und die Geschichte ist gut ausgedacht.
Teilweise kommt mir die Formulierung so vor, als ob der Autor vor seinem geistigen Auge bereits die Verfilmung des Buches sieht, so genau sind diverse Standorte von Personen und Licht-Schatten-Verhältnisse beschrieben.
Daneben allerdings fällt mir als unschön auf, dass "Karl Hohenthal" unserem Hadschi ein völlig anderes Äußeres gibt, als wir es kennen und mögen.
Erinnern wir uns:
Karl May beschreibt Halef in "Durch die Wüste" als "... dabei so hager und dünn, daß man hätte behaupten mögen, er habe ein volles Jahrzehnt zwischen den Löschpapierblättern eines Herbariums in fortwährender Pressung gelegen."
"Karl Hohenthal" beschreibt Halef als "ziemlich klein, aber ordentlich genährt" (S.21), "Was dem Kleinen an Statur fehlte, mochte ihm seine spitz zulaufende Nase ausgleichen ..." (S. 23)
Auf Seite 68 heißt es gar: "... der kleine, rundliche Haddedihn-Scheik ..."

Karl May schildert in "Durch die Wüste": Halef ...
"(...) zupfte sich an den sieben Fasern seines Kinns, zerrte an den acht Spinnenfäden rechts und an den neun Partikeln links von seiner Nase, Summa Summarum Bart genannt (...) "
"Karl Hohenthal" beschreibt Halefs Gesichtszierde als "... auf das Härchen genau gebürsteten Schnurrbart ..." (S. 31)

Das Alter Halefs hat May, wenn ich mich jetzt nicht irre, nie genau angegeben, aber da er zur Handlungszeit von "Hadschi Halef Omar im Wilden Westen" bereits Scheik der Haddedihn ist, dürfte die Altersangabe "... Anfang, höchstens Mitte zwanzig ..." (S. 23) auch fehl am Platze sein. Zudem passt es nicht, dass er hier wieder der strenggläubige Mohammedaner ist, der alle Giaurs zum Islam bekehren will.
Ich meine - es ist hervorragend, dass der Autor seinen Helden nicht einfach aus Mays Büchern kopiert, aber Aussehen und grundlegende Eigenschaften sollten doch beibehalten werden. So aber haben wir in dem Buch einen sympatischen Helden der nur noch rein zufällig Hadschi Halef Omar heißt. Mit dem von Karl May hat er nicht viel gemeinsam.


Ein paar Worte zur Editorischen Notiz am Ende des Buches. Hier finden wir einzelne Belege dafür, dass "Karl Hohenthal" nur eingeschränkt als May-Kenner bezeichnet werden kann.
Winnetous Werdegang wird so skizziert:
"In den Urtexten ficht er in den "finsteren und blutigen Gründen" noch als "Inn-nu-woh", als arg radebrechender und durchaus auf Kopfhäute versessener "Roter Gentleman" (s. die Erzählung Die Both Shatters von 1881)" (S. 508)
Dazu weiß jeder May-Freund eigentlich, dass Inn-nu-woh nur in einer einzigen Erzählung auftritt und den Charakter des frühen Winnetou ausgerechnet an der Erzählung festzumachen, in der er handelnd gar nicht auftritt, sondern nur erwähnt wird, ist ebenso bedenklich.
Aus Seite 510 findet der Autor es merkwürdig, dass bei Karl May "... in seinen sämtlichen Reiseerzählungen kein einziger Hund (noch eine Katze) namentlich bekannt wird"
Lieber Herr Hohenthal, ohne nachzuschlagen fallen mir da auf Anhieb Dojan in "Durchs wilde Kurdistan" und Aacht und Uucht in "Ardistan und Dschinnistan" ein. Vielleicht gibts auch noch mehr namentlich erwähnte. Hunde insgesamt auf jeden Fall, bei Katzen bin ich mir nicht sicher.

Das wars fürs erste, vielleicht später mehr.
Das Lesen des Buches macht mir jedenfalls trotz der Schwachstellen großes Vergnügen und deshalb mach ich jetzt damit weiter.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.03.12 19:55.

Ergänzen möchte ich zu den genannten Schwächen:
Hadschi Halef Omar kann doch zu Lebzeiten Winnetous noch gar nicht Scheik der Haddedihn sein!

@ Uwe: Wieso? Die Handlung aus Winnetou I setzt sich zeitlich bzgl OS in Winnetou II direkt fort, wird dann auf 1/2 Jahr f.d. Gum unterbrochen und geht mit Old Firehand weiter. Winnetou III folgt sehr viel später, dazwischen liegt - relativ früh - der Orientzyklus. Nach diesem dauert es nur wenige Jahre, bis Scheik Malek stirbt und Halef ihm im Amt nachfolgt - beim ersten Wiedersehen danach ist Kara ben Halef noch zu jung, um mitzureiten.

@Rene: Diese Zeichnung Halefs entspricht ziemlich genau einem der Filme. -
Der Köhler Allo hatte ebenfalls einen benamten Hund, und Aacht und Uucht hatten noch zwei benamte Gefährten.

Die Werke Karl Mays in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen, die nur halbwegs passt, ist eigentlich unmöglich.

Die Sache mit der Unterbrechung in Winnetou II und dem Einschub der "Gum" zwischen der "Old Death"- und der "Old Firehand"-Handlung ist - soweit ich mich jetzt erinnern kann - allerdings eine reine Erfindung der Bamberger Bearbeiter gewesen. Bei May geht das alles an einem Stück durch.

Bzw. (als Korrektur) damals noch der Radebeuler Bearbeiter

In Winnetou 1 können wir davon ausgehen, dass der Ich-Erzähler knapp 20 Jahre alt ist. Also spielt die Handlung um 1860. Das passt auch dazu, das Old Death direkt nach dem Bürgerkrieg anzusetzen ist.
Die Gum, erster Besuch vom "Ich" im Orient, spielt nach Winnetou 1.
Der Orientzyklus ist also später anzusetzen.
In "Mein Rih" ist Kara Ben Halef bereits 8 Jahre alt, sein Vater aber noch kein Scheik. Es wird am Ende erst Malek zum Scheik gewählt.
Diese Handlung wäre bereits auf Ende der 70´er Jahre anzusiedeln.
Winnetous Tod wird aber immer wieder auf 1874 angesiedelt.
Auch May spricht meines Wissens von 14 Jahren zwischen dem Kennenlernen und Winnetous Tod.

Zur Handlungszeitdiskussion siehe auch hier .

Die Handlungszeit des Romans "Hadschi Halef Omar im Wilden Westen" ist das Jahr 1870.
Während wir ganz am Anfang des Buches den Vermerk finden
"Die vorliegende Reiseerzählung spielt zu Beginn der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts ..."
finden wir nämlich auf Seite 138 die eindeutige Zeitangabe:
"... nun, fünf Jahre nach dem Ende des Krieges zwischen Nord und Süd ..."

Übrigens, danke an Skipper Michael für den Hinweis darauf, dass die Personenbeschreibung Halefs einer Filmfigur nachempfunden ist. Die Filme hab ich seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen, so daß mir diese Variante gar nicht in den Sinn gekommen ist.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.03.12 17:18.

Richtig. Also zur Amtszeit von Scheik Amad el Ghandur.

Rene Grießbach schrieb:
-------------------------------------------------------

>
> Übrigens, danke an Skipper Michael für den Hinweis
> darauf, dass die Personenbeschreibung Halefs einer
> Filmfigur nachempfunden ist. Die Filme hab ich
> seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen, so daß
> mir diese Variante gar nicht in den Sinn gekommen
> ist.

Von welchem Film ist denn die Rede? Weder Georg Thomalla (ziemlich gute Halef-Interpretation) noch Ralf Wolter (Darstellung teilweise daneben) waren dicke Moppel, daher kann ich die Aussage, die dicke Halef-Figur sei einer Filmfassung nachempfunden, nicht teilen. Auch Schubert in der Serie "Kara Ben Nemsi" war nicht rundlich, ebensowenig Heinz Evelt in "Durch die Wüste" von 1936.

@Rene: Gern geschehen, war mir ein Vergnügen! Ich kenne den Film garnicht, doch fiel mir ein Schnipsel vor einiger Zeit in die Hände und da hatte ich genau die gleichen Bedenken und Überlegungen...

Natürlich ist eine exakte Datierung unmöglich. Sogar die Reihenfolge der Scheiks ist ja widersprüchlich angegeben...

Logisch erscheint nur
1) daß "Rih" ca. 8-9 Jahre nach Mekka/Abu Sueif spielt
2) daß der Orientzyklus erst nach der Übergabe des Henrystutzens beginnt und
3) daß letztere zu Beginn der Pause in Winnetou II stattfand.

Selbst wenn Malek nur kurze Zeit herrschte, war Halef also nicht vor 73/74 Scheik.
Winnetous Tod auf 74 anzusetzen, halte ich zwar für falsch, für deutlich zu früh, Mays eigene Äußerungen dazu für nur halb bedachte Schnellschüsse, aber 1870 lieg für ein Treffen zw. Scheik Halef und Winnetou unbedingt viel zu früh.

@Rolf: "dicke Moppel" nicht, aber doch deutlich sehr viel größer u. rundlicher, als v. KM gezeichnet! Schau mal auf youtube und unter den Buchzeichen.

Skipper Michael schrieb:
-------------------------------------------------------
> @Rolf: "dicke Moppel" nicht, aber doch deutlich
> sehr viel größer u. rundlicher, als v. KM
> gezeichnet! Schau mal auf youtube und unter den
> Buchzeichen.

Kannst Du mir mal einen Link rüberwachsen lassen? Und was meinst Du mit Buchzeichen? Sorry, ich verstehe nur Bahnhof.

@Martin: Ausgabe letzter Hand, 1909, Onlineversion HTML wie reprint-.pdf

@Rolf: Buchzeichen? sorry, Unsinn, Lesezeichen wie [karlmay.agerth.de], da siehst Du auch Osman Ragheb (l., 1963), aber ich hatte nur einen Schnipsel gesehen auf youtube, schau mal [www.youtube.com], das 2. Bild, das Filmfoto v. Halef, zeigt ihn füllig.
Und da, [www.youtube.com]
ist er auch ehr feist als mager. Wenn ich auch nicht das gefunden, was ich seinerzeit gesehen habe , so sind doch genug Belege da. Es ging ja auch eher um die Idee, Denn wie unwahrscheinlich, daß Hohental das selbe Schnipsel gesehen haben sollte, wie ich.